OER: Stolpersteine und Höhenflüge. Teil 2

Wie können OER Materialien zuverlässig identifiziert werden? Wie lizenziert man eigene Arbeitsblätter als „freie Lehrmaterialien“? Und nicht zuletzt: Lohnt sich der ganze Aufwand eigentlich?
Teil 2 der zweiteiligen Serie „OER: Stolpersteine und Höhenflüge“.

Das wichtigste an dieser Stelle zuerst: Die richtige CC-Lizenz  auszuwählen, ist eine schwerwiegende Entscheidung, weil nachträglich keine Einschränkungen mehr hinzugefügt werden können. Ein Material, das einmal unter CC-BY veröffentlicht wurde, kann nicht mehr nachträglich auf CC-BY-NC verschärft werden – das dient der Rechtssicherheit der Nutzer, die sonst immer wieder alle verwendeten Materialien auf geänderte Lizenzen prüfen müssten.

Abgesehen von der Entscheidung über die eigene Lizenz sollten natürlich die Urheberrechte fremder Materialien beachtet werden: Sind Texte oder Bilder von anderen Autoren eingebunden, sind deren Lizenzen und Einschränkungen zu beachten. Bei der Erstellung eigener Materialien ist man auf der sicheren Seite, wenn ausschließlich OER-Materialien mit CC-Lizenzen verwendet werden. Aber nicht jedes freie Lehrmaterial ist mit einer CC-Lizenz versehen.

Wie kann man OER eigentlich erkennen?
Im Prinzip lassen sich einige einfache Punkte überprüfen, um eine sinnvolle Bestimmung durchzuführen:

  • Darf das Material frei und ohne (oder mit geringfügigen) Einschränkungen weiterverbreitet werden?
  • Handelt es sich um Materialien, die für den Einsatz in Bildungsszenarien geeignet sind?
  • Ist die Bearbeitung und Weiterverwendung sowie anschließende Verbreitung zugelassen?

TiPP: Informationen zur Weiterverbreitung, Bearbeitung und Verwendung finden Sie meistens entweder am Dokument selbst als Lizenz, oder im Impressum der Website. Befindet sich ein © Copyright auf dem Material, ist das meistens ein Anzeichen, dass mit Einschränkungen zu rechnen ist.

Materialien mit CC-Lizenzen ersparen an dieser Stelle einiges an Aufwand.

Lohnt sich das Ganze überhaupt?
Diese Frage stellt sich, da alles in allem der Umgang mit OER oft doch nicht so einfach, wie man es erwartet oder erhofft.

Gerade im Bildungsbereich ist insbesondere das freie Vervielfältigen und Weitergeben ein hohes Gut und hat viele handfeste Vorteile. Die neuen Medien bieten zum einen variable Werkzeuge und ermöglichen zum anderen das gemeinsame Arbeiten an und das Teilen von Inhalten. Das setzt jedoch voraus, dass die genutzten Inhalte auch bearbeitet und geteilt werden dürfen.

Für die Gestaltung von Lernprozessen in Ausbildung oder Schule ist es außerdem wichtig, dass Lehrkräfte mit Blick auf Binnendifferenzierung und kompetenzorientiertes Lernen die Möglichkeit haben, das jeweilige  Lehr- und Lernmaterial den eigenen Gegebenheiten individuell anzupassen. Bisher ist es üblich, dass Inhalte aus Lehrbüchern neu zusammenkopiert, ergänzt oder mit anderen Materialien gemischt zu einem neuen Lernkontext zusammengestellt werden. Oft ohne es zu wissen, bewegen sich die Beteiligten dabei allerdings in einer rechtlichen Grauzone.  Manchmal haben sie Urheberrechtsverletzungen zu kämpfen , z. B. wenn Bildmaterial aus dem Internet verwendet wird oder für die eigene digitale Lernplattform in größerem Umfang Lehrbücher bzw. -hefte gescannt werden sollen.

Auch wenn es meistens zu keinem juristischen Nachspiel kommt, sind pädagogische Fachkräfte mit OER auf der sicheren Seite und setzen sich keinem Risiko aus. Außerdem leisten sie wertvolle Bildungsarbeit, indem der richtige und nachhaltige Umgang mit dem Urheberrecht und Quellen unterschiedlichen Ursprungs nicht nur thematisiert, sondern vorgelebt wird.