Gegenwind

Anne Peter geht abends ins Theater und schreibt gleich danach ihre Kritik des Stücks. Als Redakteurin für www.nachtkritik.de bekommt sie allerdings nicht immer nur Lob. Ab und zu pustet ihr auch Kritik an der Kritik entgegen.

Was mich sehr prägt, in meiner Arbeit als Redakteurin bei nachtkritik.de, ist der Umgang mit den Userkommentaren auf unserer Seite. Die Kritik an der Kritik sozusagen. Da weht oft ein scharfer Gegenwind.

Einmal zum Beispiel hat jemand unter einer Theaterkritik von mir gepostet, so einen „verquirlten Unsinn“ habe er schon lange nicht mehr gelesen. Was macht das mit einem? Bei mir bewirken die „Gegenkommentare“, dass ich versuche, noch klarer, noch genauer zu argumentieren, mich selbst noch mehr zu befragen: Warum ich etwas wie finde. Weil ich weiß, dass Gegenwind kommen kann.

Ich fühle mich da stärker unter Druck, als wenn ich für Zeitungen schreibe, weil man in den Kommentaren auch ganz schnell auseinander genommen wird. Da sind ja viele kluge Leute unterwegs, die den Theaterabend oft selbst gesehen haben und dann bedenkenswerte Dinge dazu schreiben, die die Kritik befragen oder auch ergänzen. Letztlich produziere ich dadurch vielleicht bessere Texte.

In der digitalen Welt muss man auch deshalb viel genauer überlegen, was man in die Welt posaunt, egal ob auf Facebook oder in journalistischen Texten, weil die Dinge potentiell ewig verfügbar bleiben. Das ist ja ein riesiges Archiv. Ein Radiobeitrag „versendete“ sich oft einfach, ein Zeitungsartikel landete im Altpapier und war am nächsten Tag vergessen. Aber ein Text im Internet wird aufgehoben, das Netz vergisst nichts.

www.nachtkritik.de

Bild oben: Hast du den Flow?/ PHOTOCASE | Bild unten: privat